Social Health – oder die große Frage, was macht digitales Arbeiten mit unserer Gesundheit?

Welche Auswirkung hat die Digitalisierung der Arbeitswelt auf die Gesundheit der Mitarbeiter, dieser Frage hat sich eine Studie der Barmer durchgeführt durch die Universität St. Gallen gestellt.  

 

Beim Thema Social Health geht es vor allem darum, neben der physischen und mentalen Gesundheitsförderung die sozialen Beziehungen und gesundes Verhalten zu fördern.   

Social Health: Langzeitbefragung zeigt Entwicklung im Zeitablauf 

 

In dreieinhalb Jahren nehmen etwa 8.000 Erwerbstätige halbjährlich an einer Befragung teil, die in insgesamt acht Wellen umgesetzt wird. Die Befragten stellen einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt dar und können ihre Arbeit grundsätzlich mobil erledigen. Die Beschäftigten gaben an, dass circa zweidrittel der Arbeit sich für mobiles Arbeiten eignet. Das gewünschte Maß an mobiler Arbeit wird mit ca. drei Tagen angegeben. Dies deckt sich auch mit anderen Studien. Derzeit liegt der zweite Bericht vor, die Studie wurde 2020 gestartet. 

 

Gesundheit in Unternehmen wird im aktuellen Bericht auf drei Ebenen betrachtet: die individuelle Gesundheit, die Zusammenarbeit in Teams und das Führungsverhalten sowie die Orchestrierung und Gesamtausrichtung des Unternehmens. Eines der großen Herausforderungen der letzten zwei Jahre war, dass der soziale Austausch auf der Strecke geblieben ist, daher wurde der Gesundheitszirkel neben physischer und psychischer Gesundheit auch um soziale Gesundheit (z.B. Arbeitsbeziehungen) erweitert. 

 

Als zentrales Statement zur Studie ließ Prof. Dr. Böhm von der Universität St. Gallen verlauten: „richtig gemanagt werden uns der digitale Wandel und das Mehr an flexibler Arbeit gesünder und leistungsfähiger machen“. 

 

Grenzen zwischen Beruf und Privatleben sind wichtig 

So zeigt der vorliegende zweite Bericht, dass sich die Arbeitszufriedenheit, Erschöpfung und Unsicherheit unter den mobilen Beschäftigten in den vergangenen zwei Jahren nicht negativ entwickelt haben. Andererseits ist zu beobachten, dass es nicht allen Befragten gleichermaßen gelingt, die Grenzen zwischen Privat – und Arbeitsleben erfolgreich zu managen. 

Von der Studie als wichtig wird das sog. Grenzmanagement eingestuft, das in drei Dimensionen unterschieden wird: 

  • Örtliches Grenzmanagement (die bewusste räumliche Trennung von Arbeits- und Privatbereich): Beispielsweise nutzen lediglich 46,6% der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren einen abgetrennten Raum, während in der Altersgruppe 60-99 der Anteil schon bei 66,4% liegt (Grund dafür ist, dass mit höherem Lebensalter meist auch mehr Wohnraum zur Verfügung steht) 
  • Zeitliches Grenzmanagement (freie Einteilung der Arbeitszeit), circa gleich verteilt 
  • Kommunikatives Grenzmanagement („Spielregeln“ mit Familie, Freunden, Arbeitgeber, wie z.B. eine Erreichbarkeit geregelt ist), ebenfalls circa gleich verteilt 

 

Ein aktives Grenzmanagement führt zu einer verbesserten Arbeitsfähigkeit nach ca. sechs Monaten 

 

Digitale Leader sorgen für eine höhere Arbeitszufriedenheit 

Die Mitarbeiter bewerten die virtuellen Führungsfähigkeiten ihrer Vorgesetzten über den Zeitverlauf positiver (Anstieg von 51,3% von 2020 auf 55,6% in 2022), obwohl es hier Unterschiede nach den Branchen gibt (hohe Steigerung in der öffentlichen Verwaltung, Lehre. Geringe Steigerung in Bereichen, in denen vorher schon die virtuellen Führungsfähigkeiten positiv eingestuft wurden, wie beispielsweise im IT-Bereich) 

Es ist zudem bewiesen worden, dass bessere digitale Führungsfähigkeiten in der Folge zu einer erhöhten Arbeitszufriedenheit führen. 

 

Wie digital sind die Unternehmen? 

Die Studie unterscheidet fünf Phasen digitaler Reifegrade von Unternehmen. 47% der Unternehmen befinden sich in der sog. Umsetzungsphase und führen derzeit digitale Arbeitsmethoden ein. Lediglich 8% der befragten Unternehmen gaben an, dass sie den für sie höchstmöglichen Zustand an virtueller Zusammenarbeit erreicht haben (volle Virtualität). 

 

Erhöht man den digitalen Reifegrad im Unternehmen, steigt zunächst der Stresslevel (aufgrund des Wandels). Ist ein Fortschrittsgefühl erreicht, sinkt der Stresslevel wieder. Bevor er dann durch das Einstellen eines Fortschrittsgefühls abfällt. 

Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen digitalen Reifegrad und Arbeitsfähigkeit nachgewiesen. 

 

Social Health: Empfehlungen  

  • Klassifizieren Sie, welche Arbeit sollte der Mitarbeiter im Home-Office erledigen und welche im Büro?  

Lesen Sie dazu gerne auch unser Hybrid Working Whitebook: https://www.mvc.de/arbeiten-im-home-office/  

  • Eine ganzheitliche firmenübergreifende Work-Policy ist nicht immer sinnvoll. Unterschiedliche Bereiche haben unterschiedliche Anforderungen. Man sollte die Work-Policy in die einzelnen Teams delegieren. 
  • Weiterhin ist eine Stärkung der sog. Weak-Links zwischen den Organisationseinheiten durch unverbindliche Austauschmöglichkeiten sinnvoll, die nicht unbedingt fachlich/inhaltlich sein müssen. Google hat dazu z. B. Shuttle-Verbindungen eingeführt, die die Beschäftigten morgens zu Hause abholen und zur Arbeit bringen, der aber jedes Mal andere Routen fährt, damit immer andere Kollegen im Bus aufeinandertreffen. 
  • Es wird zudem großes Potenzial in asynchroner Arbeit gesehen, sodass manche Meetings durch z. B. strukturierte Dokumentation ersetzt werden können 

Social Health: Weitere Infos zur Studie

Podcast zur Studie

Studienbericht